Als Manuel Riemann im Elfmeterschießen für den VfL Bochum als fünfter und letzter Schütze antrat, hatte das Pokalspiel gegen den FC Augsburg bereits unzählige Wendungen genommen. Die jüngste durch Arne Maier, der als erster von neun Schützen den Ball nicht im Tor untergebracht, sondern auf die Tribüne gedroschen hat. Riemann gab der Partie dann aber die letzte Pointe, indem er seinen Elfmeter zum 7:6 (1:0, 2:2, 2:2, 2:2)-Endstand links unten versenkte.
„Am Ende sollten die schießen, die sich wohlfühlen. Milos Pantovic war angeschlagen und konnte nicht antreten. Das haben wir dem Schiedsrichter auch gemeldet“, begründete Thomas Reis die etwas ungewöhnliche Wahl des letzten Elfmeterschützen. Riemann war erst in der 118. Minute für Esser, der normalerweise die Nummer zwei ist, gekommen. Als bester Elfmeterkiller in den deutschen Profiligen sollte er der entscheidende Faktor sein. „Das hat nichts mit Respektlosigkeit gegenüber dem Gegner zu tun. Bruno (Esser, d. Red.) wusste nicht, dass Manu kommen sollte. In der Halbzeit der Verlängerung habe ich ihm dann gesagt, dass ich mit dem Gedanken spiele“, erklärte Reis.
Reis wechselt sechsmal
Letztlich konnte er seine Nummer eins auch nur bringen, weil die sichtlich auf dem Zahnfleisch gehenden Konstantinos Stafilydis und Milos Pantovic durchhielten. Beide waren, genau wie Esser, Armel Bella-Kotchap, Gerrit Holtmann und Christopher Antwi-Adjei gegenüber dem 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt in die Startelf gerückt. „Als Trainer wird man am Ende an Ergebnissen gemessen. Ich habe mich bewusst für diese Aufstellung entschieden“, sagte Reis klar.
Und nicht nur das Ergebnis sollte ihm rechtgeben. Etwas mehr als 50 Minuten kontrollierte der VfL Bochum das Spiel und ging folgerichtig durch einen Doppelpack von Pantovic (12., 53.) mit 2:0 in Führung. Vor allem das erste Tor, dem eine einstudierte Eckballvariante vorausgegangen war, hat es Reis angetan. „Die hat Markus Gellhaus schön ausgetüftelt“, sagte er schmunzelnd in Richtung seines Co-Trainers.
Reis ärgern schnelle Gegentore
Dann aber zeigt der VfL, dass er auch anders kann. Binnen zwei Minuten nutzte der FC Augsburg zwei defensive Nachlässigkeiten aus und stellte trotz weniger Spielanteile auf 2:2. Reece Oxford traf nach einem Freistoß per Kopf (56.), Rubens Vargas per Abstauber (58.). „Das war natürlich sehr ärgerlich. In der Folge gab es viele Umschaltaktionen, es wurde eben ein richtiges Pokalspiel“, kommentierte Reis die unnötigen Gegentore.
Weil beide Teams weiter nach vorne spielten, ihre Chancen aber nicht nutzten, musste die Entscheidung im Elfmeterschießen her. Und dort setzte Riemann einem packenden Pokalabend endgültig die Krone auf.